Es geht weiter Richtung Osten. Die hier unbefestigte Ringstraße hat sich über Nacht durch den Regen total aufgelöst, und der Lehm spritzt auf mich und aufs Rad, wo er sich allmählich als feste Kruste absetzt.

Am Nachmittag komme ich hinter Höfn über eine Steigung von 16% zum Paß Almannaskard. Hier beginnen die Ostfjorde. Die Gegend ist viel einsamer als zuvor und die Straße viel schmaler. Auch die Anzahl der entgegen kommenden Radfahrer nimmt rapide ab. Nachdem ich an den Tagen vorher im Schnitt zehn Radfahrern begegnet war, treffe ich in der verbleibenden knappen Woche insgesamt nur noch zwei.

Dafür bietet die Straße durch ihren Verlauf zwischen der Küste und den steil aufragenden Bergen phantastische Ausblicke auf das Meer. Oftmals verläuft sie auch direkt über den Klippen, und ich werde ein mulmiges Gefühl nicht los.

Über die Öxi fahre ich nochmal ins Hochland bis zum Snaefell. Am Abend reißt die Wolkendecke dann etwas auf und plötzlich erleuchten die Sonnenstrahlen die Flanken des Berges. Wie ein Fremdkörper steht er mitten im Hochland. Im Hintergrund sehe ich den Vatnajökull schimmern.

Am letzten Vormittag, bevor die Fähre fährt, erreiche ich wieder Egilsstadir, vom Wind und der abfallenden Straße hingeweht. Dort lege ich die restlichen Kronen in Skyr, einem köstlichen Milchprodukt, und Keksen an und mache mich an den letzten Paß der Reise.

Beim Hinauffahren lasse ich mir Zeit und freue mich, daß die LKW, die mich überholen, auch nicht viel schneller sind. Auf der Straßenbaustelle auf dem Paß bläst mir dann aber ein kräftiger Wind entgegen und die Wolken kriechen wie eine geduckte Schafherde dicht an dicht über den Boden.

Die Temperatur sinkt bis knapp über Null und trotz der Anstrengung und angezogener Handschuhe beginnen meine Hände abzusterben. Jeden Moment scheint Schneefall einzusetzen, in dicken, nassen Flocken. Die Sicht in den Fjord ist wesentlich schlechter als am Beginn der Reise und erst im letzten Abschnitt der Abfahrt kann ich das Rad rollen lassen, da die Sicht besser wird, je tiefer ich komme. Völlig ausgekühlt und überglücklich, alles gut überstanden zu haben, erreichte ich Seydisfjördur und bin damit wieder am Ausgangspunkt der Island-Reise.

Blick hinab auf die Oexi und den Fjord